Donnerstag, 29. Oktober 2009

Jonas grüßt aus China!

Hallo liebe Leute,

ich habe es heute nochmal im Pass nachgeguckt. Vor genau zwei Monatenhabe ich die mongolisch-chinesische Grenze ueberschritten. Vor dreiMonaten habe ich Deutschland verlassen. Kaum zu glauben, dass es schonso lange her ist. Ein halbes Jahr, das klang am Anfang nach so einerewigen Zeit und jetzt ist das Ende schon absehbar.

Die interessanteste Erfahrung der letzten Wochen ist eigentlich, wieanpassungsfaehig man ist. So fremd das hier alles am Anfang auch war, sofuehle ich mich hier doch inzwischen irgendwie zu Hause. Man kennt undgruesst die Verkaeufer in der Strasse, bestellt telefonisch Trinkwasserund hat ein gewisses Gefuehl fuer geniessbare Produkte im Supermarkt.Besonders viel Spass macht es, wenn einem beim Bahnhof mal wieder jemandeine Qingdao-Karte andrehen will, auf chinesisch "Kein Interesse, ichwohne in Qingdao" zu entgegnen und in die verbluefften Gesichter zuschauen. Ab und zu goennt man sich natuerlich noch ein kleineschinesisches Abenteuer, wie den "Genuss" von gegrillten Maden odergeraet unfreiwillig in ein solches, indem man mal wieder Paprika undPeperoni verwechselt und damit fuer den Rest des Abends geschmacklichausgeknockt ist (letzte Woche passiert).

Beim Thema Essen gibt es die zweite ueberraschende Erfahrung. Nach wievor bin ich ein grosser Fan des chinesischen Essens und vor allem derchinesischen Esskultur, alles in die Mitte zu stellen und jeder nimmtsich etwas. Ich bin nicht unbedingt besonders stolz auf die deutscheKueche oder haette gedacht, dass ich sie gross vermissen werde. Voreiner Woche waren wir dann aber mal auf Druck der Frauen (die in allenBereichen deutlich groessere Probleme zu haben scheinen ihre deutschen Gewohnheiten abzulegen) im einzigen deutschen Restaurant der Stadtessen, dem "Monnemer Eck". Schon beim Blick in die Speisekarte lief mirdas Wasser im Mund zusammen. Als das riesige Wiener Schnitzel mit Pommesdann kam, war das Glueck perfekt. Zudem haben wir hier Metro gefunden,wo es zu suendhaft teuren Preisen importierte "european sausage",Baguette und richtige Butter gibt, was uns auch alle paar Wochen malgoennen. Bei diesen Mahlzeiten blickt man dann auch in ausschliesslichrundum glueckliche Gesichter. Ich weiss nicht genau, ob es das Essenansich, das Gefuehl von einem Stuecken Heimat oder nur die Abwechslungist, aber dass ein einfaches Salami-Butterbrot so unglaublich gutschmecken kann, haette ich nie gedacht.

Am 1. Oktober wurde der 60. Gruendungstag der Volksrepublik Chinagefeiert und alle Schulen und Universitaeten waren rund um diesen Tageine Woche geschlossen, was uns den Anlass fuer eine fuenftaegige Tournach Tai'an und Qufu (dem Geburtsort von Konfuzius) gab. In Tai'an gibtes den Taishan, den heiligsten Berg der Daoisten. 6666 Stufen geht mannachts hoch und schaut sich dann oben den Sonnenaufgang an. Obenangekommen waren wir ziemlich fertig, aber es war ein tolles Gefuehl esgeschafft zu haben. Der Blick auf den Sonnenaufgang wurde leider durchWolken und zahlreiche Chinesen behindert. Als dann auf der Rueckfahrtunser Zug in Qingdao ankam, merkte ich zum ersten Mal, dass ich michjetzt hier ein bisschen zu Hause fuehle.

Mit dem Schwimmen im Meer ist es leider vorbei und der Herbst ist auchin China eingezogen. Nach allem was ich hoere, ist es aber noch immerdeutlich waermer als in Deutschland. Anstatt unsere freien Tage amStrand zu verbringen, haben wir jetzt angefangen uns ein wenig mehr vonder Stadt anzusehen, was wir bislang mit der Ausrede "Wir haben ja nochsoooo viel Zeit" vernachlaessigt haben. Ich weiss schon jetzt, dass iches vermissen werde, am Meer zu wohnen. In der Uni laeuft es soweit, auchwenn dort die gar nicht mehr so lange Zeit in Qingdao und der darausfolgende Zeitdruck langsam mal mit der Studienarbeit weiter zu kommen,mehr und mehr zu spueren ist.

Momentan planen wir eifrig weitere Touren durch China. Mehr dazu, wennes so weit ist.Unter http://fotos.j-breuer.de/ habe ich ein paar neue Fotos vom Leben inQingdao und der Tour nach
Tai'an hochgeladen.

Liebe Gruesse,Jonas

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen